Freitag, 2. März 2012

Heute gibts mal wieder eine kleine Wochenendlektüre für alle, die nicht mehr bis zur Veröffentlichung warten können oder wollen! ;-) Viel Spass beim Lesen!

 Wie Soldaten, streng organisiert und ohne sich verständigen zu müssen, teilten sich die Männer auf und durchsuchten die Kammer. Einer blickte aus dem Fenster, der andere warf den Tisch um, dann kniete er sich nieder und schaute unters Bett. Gerade wollte sich der größere der beiden den Schrank vornehmen, in dem sich Kaspar und seine Mutter versteckten, als vom Flur Lärm hereindrang: ein Poltern, gefolgt von einem spitzen Schrei.
„Sie ist nicht hier“, brummte der kleinere. Seine Nase lief spitz zu wie ein Dorn und eine Narbe zog sich quer über sein linkes Auge.
Die beiden Männer wandten sich zum Gehen. Kaspar spürte, wie sich seine Mutter neben ihm entspannte. Dabei verlagerte sie ihr Gewicht vom linken auf den rechten Fuß und das Holzbrett, auf dem letzterer stand, quietschte verräterisch. Entsetzt hielt Kaspar den Atem an.
Hoffentlich hatten die Männer das Geräusch nicht gehört. Er legte den Kopf zur Seite, konnte aber keinen der beiden durch das Schlüsselloch ausmachen. Sie waren aus seinem Sichtbereich verschwunden.
Vielleicht war das Quietschen erst erklungen, als sie die Kammer bereits verlassen hatten. Eben wollte Kaspar ausatmen, als einer der Männer in den Raum zurückkehrte. Es war der eine mit der Narbe.
„Was zum Teufel treibst du da?“, fluchte der andere. „Wenn wir uns nicht beeilen, wird sie noch entkommen.“
„Still!“, zischte der Mann mit der Narbe. „Ich habe etwas gehört.“
Langsam kam er auf den Schrank zu. Dabei erinnerte seine Haltung Kaspar an eine Schlange: Der Oberkörper des Mannes war starr aufgerichtet und der Rücken gerade durchgestreckt, als könnte sein Kopf jeden Moment nach vorne schnellen und zubeißen.
„Das war bestimmt nur eine Ratte“, meinte der andere. „Ich werde meine Belohnung nicht riskieren, nur weil du Ungeziefer jagst.“
Unbeirrt ging der Mann mit der Narbe weiter. Die rechte Hand wanderte zum Griff des Dolches, der an seinem Gürtel hing. Der Mann beugte sich nach vorne und lauschte gespannt. Kaspar nahm das Auge vom Schlüsselloch und versuchte, keinen Laut von sich zu geben. Auf der anderen Seite der Schranktür glaubte er den Mann mit der Narbe schnüffeln zu hören wie einen Jagdhund.
„Ihr werdet sie nicht kriegen!“, ertönte ein entschlossener Ruf.
Kaspar erkannte die Stimme des Boten. Ein Schlag traf den Schrank, vermutlich weil der Mann mit der Narbe dagegen gestoßen worden war, dann polterten Schritte zur Tür. Kaspar warf einen Blick durch das Schlüsselloch – und direkt auf die Narbe des Mannes! Dieser rappelte sich eben wieder auf, wirbelte herum und rannte los.
„Torfkopf, wie konntest du ihn entkommen lassen! Ihm nach!“
Die Schritte der Männer entfernten sich und wurden immer leiser, bis sie nach einer Weile nicht mehr zu hören waren. Kaspar wartete noch einen Augenblick, dann öffnete er die Schranktür. Der Raum lag verlassen da. Es war dem Boten gelungen, die Männer wegzulocken.
„Was tust du da?“, fragte die Mutter.
„Wir müssen weg. Je schneller, desto besser.“
„Aber wenn sie zurückkommen?“
„Bis dahin sind wir längst verschwunden“, versprach Kaspar.
Er glitt zur Tür und überzeugte sich davon, dass der Flur leer war.
Anschließend kehrte er zur Mutter zurück, nahm sie an der Hand und führte sie nach draußen. Sie huschten den Gang entlang, bis sie auf eine Kreuzung stießen...
Neugierig geworden? Fortsetzung folgt...
Noch 7 Wochen bis zum Verkaufsstart!

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